Persönliches über Winfried Sobottka
August 12, 2010 Hinterlasse einen Kommentar
Belljangler: „Wer Deine Worte der letzten Tage, über Kraft, über ex-K3-Berlin, über Deinen Abschied vom gemeinsamen Kampf mit den HackerINNEn liest, könnte meinen, Du wollest Dich von dieser Welt verabschieden…“
Winfried Sobottka: „Um diesen absolut falschen Eindruck auszuräumen, schreibe ich ja jetzt noch ein paar Worte. Ich habe vieles geschrieben, was klugen Leuten zu denken gegeben hat und gibt. Diese Dinge wurden nie von Massen, aber insgesamt von Tausenden zur Kenntnis genommen, weit überwiegend von Leuten, die intelligent sind und über Dinge nachdenken. Das wäre ohne die HackerINNEn in dem Stile nicht möglich gewesen, das ist ein Erfolg, den man nicht mehr zurückschrauben kann, ein Erfolg, auf den sie und ich stolz sein können. Ich sehe das jetzt nicht anders.
Aber an der Stelle kommen wir kaum noch weiter, als wir bisher gekommen sind: Entweder, wir haben der Gesellschaft die Erkenntnisspritze wirksam gegeben, dann wird es sich bemerkbar machen, oder sie wurde nicht wirksam gegeben, dann macht es auch keinen Sinn, es weiterhin nach bisherigem Schema zu versuchen. Für Massenkommunikation fehlen uns die Voraussetzungen, ich kann das nicht als Einmann-Show betreiben.
Die rationale Entscheidung in allen Lagen sieht so aus: Grenznutzen > Grenzkosten => ich mache es, ansonsten mache ich es nicht.
Ich habe privat sehr viel einbüßen müssen, und nicht nur ich. Die Grenzkosten meines Einsatzes sind nach meiner Bewertung sehr hoch, einen sehr hohen Grenznutzen sehe ich in einer Fortführung des Bisherigen aber eben nicht.
Dass ich die Grenzkosten eines weiteren Einsatzes als sehr hoch bewerte, bedeutet logischerweise, dass ich Vorstellungen habe, nach denen mein Leben ohne diesen Einsatz einen aus meiner Sicht erfüllenden Sinn habe, dass ich mir, vereinfacht gesagt, ein schöneres Leben vorstellen und auch führen kann. Ich bin also nicht des Lebens überdrüssig, sondern eines mittlerweile sinnlos gewordenen Kampfes.“
Belljangler: „Was hast Du vor?“
Winfried Sobottka: „Mehr Zeit für menschliche Beziehungen, zudem Erlernen heute brauchbarer Programmiersprachen.“
Belljangler: „Mit compilierten GW-Basic-Programmen hast Du damals für AMD-80386 und AMD-80486 u.a. eine Netzwerklösung für drei Arbeitsplätze in einem Großhandelsunternehmen erstellt, mit dem monatlich tausende von Liefer- und Teillieferscheinen, Barrechnungen und Sammelrechnungen geschrieben wurden, zudem der Zahlungsverkehr mit den Kunden bis zur OP-Verwaltung und Mahnwesen einwandfrei funktionierten. Selbst umfangreiche Sammelrechnungen aus mehreren Lieferscheinen hatten einen sinnvollen Seitenwechsel, gelegentlich Übertragungsfehler im Netzwerk wurden abgefangen und konnten aufgrund mehrfacher Datenspeicherungen automatisch überspielt werden. Inputs und Bilschirmaufbau liefen direkt über den Arbeitsspeicher, selbst geschriebene schnelle Indexverwaltung, selbst geschriebenes komfortables Textverarbeitungsprogramm, chaotenfreundlich mit mehreren Suchbegriffen für jeden Text, ein Rechenprogramm zum Ausrechnen komplexer mathematischer Ausdrücke gehörten dazu, alles war äußerst bedienerfreundlich gestaltet. Andere Programmierer konnten sich kaum vorstellen, dass das compiliertes GW-Basic war, was sie da laufen sahen.
Willst Du versuchen, Maßstäbe in der Internetprogrammierung zu setzen?“
Winfried Sobottka: „Eigentlich habe ich das nicht vor, ich will Internetprogrammierung soweit beherrschen, wie ich sie brauche. Aber wenn ich mich eingehend genug mit der Internetprogrammierung befasse, dann wird es darauf hinauslaufen, dass ich versuchen werde, Dinge ideal zu gestalten. Ich kann gar nicht anders, wenn ich mich mit irgendetwas befasse. Es ist für mich ein Zwang, nach dem Ideal zu streben. Das brauche ich den TOP-Leuten in keinem Bereich zu erklären, auch die anarchistischen HackerINNEn wissen an der Stelle ganz genau, wovon ich rede: Es geht ihnen nicht anders als mir.“
Belljangler: „Du wirst Dich also weder umbringen, noch aus eigenem Antrieb spurlos verschwinden?“
Winfried Sobottka: „Mit absoluter Sicherheit weder das Eine noch das Andere. Ich fühle mich weder schwach, noch in irgendeiner Hinsicht verzweifelt, sondern stehe nur vor einem neuen Lebensabschnitt, auf den ich mich freue.“
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