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Am Ende dieses Artikels findet man die Scans des Faxes, mit dem die Staatsanwaltschaft Berlin die Anfrage von Gerhard Wisnewski auf gerichtliche Aufforderung hin beantwortet hat – nicht so wirklich ganz, aber wenigstens ein bisschen.
Es fällt auf, dass der Todeszeitpunkt sehr im Dunkeln bleibt, dass nur davon die Rede ist, dass die „Leichenliegezeit“ einige Tage betragen haben müsse. Man findet keine Hinweise darauf, welcher Methoden der Todeszeitpunktermittlung der Gerichtsmediziner sich bedient haben will, man darf annehmen, dass den Behörden eine Daumenpeilung gereicht haben dürfte.
Dabei gehört der Juni zu den Monaten, in denen wir z.B. die stärksten Insektenaktivitäten zu verzeichnen haben, und natürlich ist eine menschliche Leiche ein gefundener Brutplatz für Fliegen und diverse andere Insekten, so dass sich anhand der Stadien vorgefundener Insektenlarven und des feststellbaren Larvenfraßes durchaus sagen lässt, ob die Leiche z.B. 2 Tage hing, 5 Tage oder etwa 8 Tage. Aber man hatte ein Verbrechen ja schon ausschließen können, sobald man wusste, dass Kirsten Heisig vermisst wurde, und warum sollte man dann so umständliche Sachen wie eine sorgfältige Klärung des Todeszeitpunktes betreiben?
Auch fällt es auf, dass nicht einmal wirklich klar gesagt wird, wie Kirsten Heisig gestorben ist: Quälte sie sich in den Erstickungstod, oder wurden Blutgefäße so stark stranguliert, dass sie nach ein paar Sekunden ohnmächtig war? Ein Genickbruch, soviel ist sicher, kann bei der ausgesprochen geringen Fallhöhe ausgeschlossen werden, wobei nicht einmal klar ist, wie sie das Aufhängen geschafft haben will: Der Strick hing am Baum, sei zugleich schon um ihren Hals gelegt gewesen, während sie auf dem Boden stand. Dann soll sie sich einfach nach vorn haben fallen lassen.
Ein ähnliches Verfahren wurde z.T., so las ich es einmal im Spiegel, von politischen Rebellen benutzt, die sich bei Durchsuchungsaktionen in ihren Kleiderschränken versteckten. Wurde der Kleiderschrank geöffnet, ließen sie sich vornüber fallen – und der Blutstrom ins Hirn wurde unterbrochen. Allerdings, so las ich damals, und das scheint mir auch wahrscheinlich, mussten sie ihre Unterschenkel eng aneinander gefesselt haben, damit die Sache funktionierte, wenn sie nötig wurde – denn sonst macht ein Mensch instinktiv einen Ausfallschritt nach vorn – und aus der Strangulation wird nichts. Dass Heisig ihre Unterschenkel zusammengebunden habe, ist nicht bekannt gegeben worden. Bereits damit ist ihr Selbstmord in der beschriebenen Weise vermutlich nicht mehr möglich gewesen.
Aber auch ein anderes Detail spricht klar dafür, dass Heisig nichts nachts in den Wald marschierte, um sich umzubringen: Es wurde offenbar keine Taschenlampe gefunden, die sicherlich erwähnt worden wäre, da ja sogar eine Plastikflasche und ein Flaschenverschluss aus Plastik erwähnt werden.
Am Abend des 28.06. 2010 wurde Kirsten Heisig zum letzten Male gegen 21.30 Uhr gesehen, um 21.33 Uhr ging in Berlin die Sonne unter, war es also Nacht. Der Mond ging erst um 22.39 Uhr auf , die Bäume standen in bester Blättertracht – es muss im Wald praktisch stockdunkel gewesen sein, als Kirsten Heisig ihn durchquerte, sich sogar noch einen Baum aussuchte, der nicht erreichbar war, ohne dichtes Gestrüpp zu durchdringen. Dann soll sie im Stockdunkeln einen passenden Ast ausgesucht und heruntergebogen haben, dann soll sie im Stockdunkeln einen Strick fest daran gebunden haben, dann soll sie sich die Schlinge um den Hals geknüpft haben – alles, ohne irgendetwas zu sehen?
Eine Perfektionistin wie Heisig hätte, wenn sie es denn vorgehabt hätte, sich in der Weise umzubringen, garantiert eine leistungsfähige Taschenlampe dabei gehabt, die man in stockdunklem Walde auch tatsächlich braucht. Aber man fand eben keine.
Zudem ist die Auskunft – nicht nur betreffend Todeszeitpunkt – sehr dürftig: „Gelbliche Flüssigkeit“ in der Flasche (Urin, Bier, Zitronenlimo?) , „Überdosis“ von Antidepressiva (lethal?)… Welches Antidepressivum, wird auch nicht gesagt, so dass es völlig offen bleiben muss, welche Rolle es theoretisch gespielt haben könnte.
Als „Objektive Anhaltspunkte für ein planvolles Vorgehen der Frau Heisig in bezug auf den eigenen Tod“ werden zwei Punkte genannt: Sie habe sich am 28.06. Antidepressiva besorgt, und am selben Tage von ihrer Rechtsanwältin schriftlich aufnehmen lassen, wo sie im Falle ihres Todes beerdigt werden wolle. Nach meiner Ansicht kann man beides ebensogut als objektive Anhaltspunkte dafür werten, dass sie damit rechnete, ermordet zu werden, gerade Antidepressiva benötigt man eigentlich nicht, wenn man sich sowieso umbringen will.
Ferner heißt ein Abschnitt in dem Fax: „Fakten, die eine Fremdverursachung des Todes ausschließen“. Dabei findet man kein einziges Faktum, das ein Fremdverschulden wirklich ausschließt, wenn echte Profis im Rahmen eines guten Planes gehandelt haben sollten, zudem fragt es sich, wie man an einer Leiche, die 5 Tage bei hohen sommerlichen Temperaturen im Wald gehangen haben soll, noch sichere Hinweise darauf finden will, dass die Person Spuren reduzierend oder Spuren vermeidend im Griffe Dritter gewesen sei: Auch wenn die Polizeihunde die Leiche nicht fanden – Elstern, Krähen, Marder, Insektenlarven usw. – sie alle haben sich fünf Tage lang an der Leiche satt gefressen. Wurden Heisigs Unterarme zum Beispiel von zwei Leuten gepackt, einer rechts, einer links, beide mit dicken, weichen Handschuhen zupackend, dann kann man es praktisch ausschließen, dass sich trotz starker Verwesung und erheblichen Tierfraßes noch Spuren davon hätten finden lassen.
Zudem sieht es ja auch nicht danach aus, dass die Ermittler der Fremdtötungshypothese mit Eifer nachgegangen wären: Todeszeitpunkt über den Daumen geschätzt und das nicht einmal genau anhand irgendwelcher konkreter Fakten, gelbe Flüssigkeit in der Plastikflasche offenbar nicht einmal der Art nach bestimmt, Leiche tagelang trotz großangelegter Suchaktion mit Leichenspürhunden nicht gefunden, und, vor allem: Gewissheit, dass kein Verbrechen vorliege, kaum, dass Heisigs Verschwinden aufgefallen war.
Wo also ist die Taschenlampe?
Winfried Sobottka, UNITED ANARCHISTS
PS.:
Auch er soll sich umgebracht haben: Uwe Barschel. Ein neuerdings bekannt gewordenes Foto zeigt allerdings deutliche Spuren von Gewalteinwirkungen im Gesicht:

Nun noch das FAX:





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