Wirtschaftsexperte Winfried Sobottka über Prof. Paul Kirchhof, Meinungsnutte des Großkapitals /Christine Lieberknecht, Bodo Ramelow,Prof. Hans-Werner Sinn, Carl Schulz-Gahmen
Juni 29, 2011 Hinterlasse einen Kommentar
Belljangler: „Wirtschaftsexperte Winfried Sobottka, woher hat Prof. Paul Kirchhof den Steuersatz von 25% für alle Einkommen?“
Winfried Sobottka: „Ich nehme an, dass der im Darm eines Großkapitalisten aufgeleuchtet sein wird, als Paul Kirchhof gerade darin herum kroch. Jedenfalls wette ich meinen Kopf gegen eine Tonmurmel, dass Paul Kirchhof den Satz nicht einmal grob errechnet haben KANN. Es ist eine Schande für alle Wirtschaftswissenschaftler, dass solche offensichtlichen Meinungsnutten des Großkapitals wie Paul Kirchhof jeden noch so unausgekochten Irrsinn als „Expertenmeinung“ verkaufen, und dass die Thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht solchen Irrsinn auch noch politisch durchsetzen will, sollte zur Überprüfung ihres Geisteszustandes veranlassen.“
Belljangler: „Du hast in einem Artikel dargelegt, dass ein Steuersystem so sein müsse, dass es von allen Vernünftigen als gerecht empfunden werden könne, andererseits aber auch so gestaltet sein müsse, dass es die Finanzierung einer in vernünftigem Sinne angemessenen Politik einschließlich Sozialpolitik gewährleisten könne:
Wie kommst Du dazu, Deinen Kopf gegen eine Tonmurmel zu setzen und Paul Kirchhof als „Meinungsnutte“ zu bezeichnen?
Winfried Sobottka: „Vor fast 40 Jahren hat es begonnen, dass die westlichen Staaten immer mehr sparten, die Einkommenssteuern immer mehr senkten, die Sozialpolitik immer mehr abbauten. Eine Folge all dessen: Die Staaten verschuldeten und verschulden sich immer schneller.
Da zugleich die Geldvermögen eines bestimmten, kleinen Teils des Volkes stets rasant wuchsen, braucht man im Grunde nicht viel von der VWL zu verstehen, um sicher festzustellen, dass es schlichtweg eine Lüge war, als uns gesagt wurde: „Steuersenkungen führen über Beschäftigungseffekte zu Steuermehreinnahmen!“
Die Steuersenkungen gingen zu Lasten der kleinen Leute, denen immer höhere Verbrauchssteuern zugemutet wurden, zudem immer mehr Selbstbeteiligung im Krankheitsfall, immer kleinere Renten und Sozialgelder usw., während die Profiteure, die Reichen, nicht mehr konsumierten, sondern Rationalisierungsinvestitionen und Kapitalmarktgeschäfte tätigten.
Das alles müsste heute jedem klar sein. Und nun kommt der Kapitalisten-Darmwurm Paul Kirchhof mit einer „glänzenden“ Idee, um den Superreichen und den Großverdienern noch mehr Steuern vom Halse zu halten, gestaltet sie so, dass schätzungsweise die Hälfte der Geldverdiener sich sagen können: „Mensch, davon würde ich ja profitieren! Das wäre ja toll!“
So kann die FDP vielleicht sogar auf zehn Prozent kommen, aber nicht allzu lange: Würde man den Kirchhofschen Wahnsinn realisieren, dann würde das dem Schulden- wie dem Sozialstaat recht schnell den Rest geben.
Das Kirchhofsche „Steuermodell“ baut auf gar keinen Berechnungen, es kann gar nicht auf Berechnungen bauen, weil es den oben beschriebenen Trend der letzten Jahtrzehnte nur noch verschärfen, also zu noch größeren Problemen der Staatsfinanzierung insgesamt und der Sozialstaatsfinanzierung im Besonderen führen würde. Es baut nur auf den Wünschen von Raubtierkapitalisten, die ihre Hälse niemals voll bekommen können. Und denen macht Paul Kirchof eben die Meinungsnuttw, unter eindeutigem Missbrauch seines akademischen Backgrounds.
Zudem ist es die Ablehnung der Idee, dass die Starken mehr tragen sollten als die Schwachen. Ein Chefarzt, der 2 Millionen Euro im Jahr verdient, kann einen Durchschnittsteuersatz von 60% viel leichter ertragen als ein Niedriglöhner auch nur 25%. Paul Kirchhof ist einfach irre, er scheißt auf solide Staatsfinanzierung, er scheißt auf jede Sozialpolitik, für ihn ist es nur wichtig, dass Superreiche und Besserverdienende soweit geschont werden, wie er es aufgrund von Wahnvorstellungen, mehr kann objektiv nicht dahinter sein, für möglich hält. Aber vielleicht ist er auch durch den Verkaufserfolg des Sarrazin-Buches in einen Rausch der Geldgeilheit gekommen, und will nun ein Buch veröffentlichen…
Meinetwegen soll sein Wahnsinn ruhig umgesetzt werden, es würde den Zerfall des kaputten und teuflischen Systems erheblich beschleunigen.“
Dipl.-Kfm. Winfried Sobottka
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